Vergessene bekommen hier neben Verkannten ein Podium, wobei das Hauptaugenmerk auf Autoren/-innen des Expressionismus liegt.
Die bislang erschienenen 39 Hefte sind zu erwerben unter:
www.poesieschmecktgut.de
Der Dichter Oskar Kanehl gehört neben Erich Mühsam und Franz Jung zu den interessantesten politischen Dichtern der frühen zwanziger Jahre.
Der Kriegsdienst, die unmittelbare Konfrontation mit den Gräueln des Krieges und dem dafür verantwortlichen Militarismus und Nationalismus schürt Kanehls Hass gegen deren Repräsentanten. Nach Kriegsende engagiert er sich in verschiedenen linkskommunistischen und syndikalistisch-unionistischen Organisationen. Seine Lyrik hat sich von den frühexpressionistischen Anfängen (über Antikriegs-Gedichte) hin zu einer wirkungsmächtigen Agitationslyrik entwickelt. 1921 wird gegen Kanehl ein Ermittlungsverfahren wegen „Hochverrats“ eingeleitet, 1928 wird sein Gedichtband Straße frei beschlagnahmt und Strafantrag wegen „Aufreizung zum Klassenhass“ gestellt.
Das Heft präsentiert eine Auswahl von 41 Gedichten.
Paula Ludwig ist in den zwanziger Jahren eine bestaunte Dichterin, wird gar als jüngere Schwester von Else Lasker-Schüler bezeichnet. 1919 erscheint ihr erster Gedichtband Die selige Spur.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten emigriert sie, obwohl sie weder rassisch noch politisch verfolgt, wegen ihres Eintretens für deutsche Juden jedoch bedroht wird, über die Schweiz und Frankreich bis nach Brasilien. Dort, fernab des gewohnten Sprachraums und Freundeskreises, verlebt sie schwierige Jahre, kehrt erst 1953, alkoholkrank, nach Europa zurück. Hier versucht sie, zeitweise mittel- und obdachlos und inzwischen fast vollständig vergessen, literarisch wieder Fuß zu fassen, was erst nach vielen entbehrungsreichen Jahren teilweise gelingt.
Das Heft präsentiert eine Auswahl von 55 Gedichten.
Ernst Wilhelm Lotz gilt als lichterer Gegenpol zu Georg Trakl. Seine Gedichte strotzen vor unbekümmerter jungenhaft-jugendlicher Stärke, sind geballter Vitalismus und der unbedingte Ausdruck des Willens, mit den Normen der bürgerlichen Welt zu brechen.
Früh gibt er den Offiziersberuf auf, da er sich unfrei und „unwürdig behandelt“ fühlt, wird Dichter, veröffentlicht in zahlreichen Zeitschriften der Avantgarde. Der erste Lyrikband Und schöne Raubtierflecken … erscheint im Sommer 1913. Unmittelbar nach Kriegsbeginn muss er seinen Dienst bei seinem früheren Regiment in Straßburg antreten; schon bald geht es auf das Schlachtfeld. Lotz stirbt mit gerade einmal 24 Jahren in einem französischen Schützengraben. Sein schmales Werk ist heute nahezu vergessen.
Das Heft bietet eine Auswahl von 45 Gedichten.