Normalerweise verwandelt sich Berlin jeden Sommer für sieben Tage in eine Hochburg der Poesie. DichterInnen und KünstlerInnen aus aller Welt (u.a. Laurie Anderson, Arnaldo Antunes, Marcel Beyer, Lawrence Ferlinghetti, Durs Grünbein, Friederike Mayröcker, Paul Muldoon, Herta Müller, Eileen Myles, Michael Palmer, PeterLicht, Silvio Rodríguez, Gerhard Rühm, Derek Walcott und Saul Williams) kommen seit dem Jahr 2000 zum poesiefestival berlin und präsentieren aktuelle Tendenzen zeitgenössischer Dichtkunst.
Dieses Jahr ist das nicht möglich und das Festival findet in seiner 21-jährigen Geschichte zum ersten Mal online statt. Nahezu alle Programmpunkte wurden in digitale Veranstaltungsformate übertragen, aufwändig vorproduziert und nach Möglichkeit um Live-Formate, anschließend ans Online-Streaming, ergänzt. Viele der beteiligten KünstlerInnen thematisieren das Schreiben und Arbeiten während der weltweiten Pandemie. So zieht Poets‘ Corner beispielsweise in die vier Wände der AutorInnen und wird zu Poets‘ Home. Im Poesiegespräch (Lesestücke im Interviewformat) spricht Luljeta Lleshanaku sehr persönlich über diese Zeit.
„[…] dank der Technologie ist die Isolation, in der wir uns befinden, weniger schrecklich. Mir fällt sie eigentlich sowieso leicht, denn ich habe in gewisser Weise die letzten zehn Jahre schon in einer Art Quarantäne gelebt. Wegen meiner großen Arbeitsbelastung, aber auch aus dem Bedürfnis heraus, allein zu sein, sind meine sozialen Beziehungen mit der Zeit stark abgemagert; so sehr dass ich mir lächerlich und ausgesetzt vorkomme, wenn ich meine „Quarantäne“ verlasse […].“
Planet P ist nicht allein der Planet der Poesie, das Motto will Raum lassen für ein Nachdenken über unseren Planeten, der unter verschiedenen Aspekten akut gefährdet ist. Poesie ist im Hier und Jetzt verhaftet, ob in Auseinandersetzung mit Pandemien, Kriegen, Migration, Mehrsprachigkeit oder politischem Aktivismus.
Bas Kwakman (er kuratiert die Veranstaltung POETRY&ACTIVISM) schrieb uns:
“Strange time for you. You imaged this to be a great festival, with remarkable meetings between poets from all over the world, your team and the German audience. The great atmosphere of the Berlin festival, of the poets and the audience in the Akademie der Künste and the rememberable meetings and parties in the lounge of the hotel – it can never be translated to bits & bites. I think it’s a great and heroic step to build such a nice online festival as you guys are doing now. My deepest respect – an example for all European poetry festivals…”
Regelmäßig zählte das Festival zwischen 12.000 und 13.000 BesucherInnen – wir hoffen, dass wir auch mit dem diesjährigen Onlineangebot eine ähnlich breite Zustimmung erfahren. Alle Inhalte sind kostenlos zugänglich und langfristig in der Mediathek abrufbar. Über Spenden können Sie uns unterstützen.
Das poesiefestival berlin ist ein Projekt des Hauses für Poesie.