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[sic!]

Für die Herausgeber Daniel Ketteler und Christoph Wenzel ist auch in Krisen-Zeiten klar: Wir brauchen das Experiment.

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Felix Stephan schrieb kürzlich in der Süddeutschen Zeitung über die Situation der Verlage in Zeiten von Corona und Co. Mir wurde, nicht erst bei der Lektüre, eines klar: Wir müssen es wieder selbst machen. Die aktuelle Krise wird auch für die Verlage zäh und schmerzhaft sein, für viele wohl ein Sargnagel. Erste Verlage stellen auf Online um, im Grunde eine Kapitulation. Amazon ist kein Retter, sondern wendet sich ab, sieht die Stunde seines Monopols gekommen (that’s capitalism), featured seine Kindle-Produkte statt der Druckversionen, nimmt, wenn nicht mitgespielt wird, Bücher missliebiger Verlage quasi vom Netz. Das geht gar nicht! Solange da kein Strategiewechsel erfolgt, werden wir weiterhin nur über den Buchhandel bestellen.

Des Weiteren: Wir brauchen gedruckte, wertige Bücher, sie sind auch ein Mission-Statement. Wir brauchen zudem das Experiment, zu dem sich nur wenige Verlage bereiterklären. Wörter irritieren, sind meistens politisch. Wie Gedichte. Merken Sie was? Auch die Sprache ist schnell infiziert. Und das Internet ist ein Katalysator hierfür, es ist ein Pharmakon, Gift und Heilmittel zugleich. Es schafft Zugang, aber keine Auswahl. Man muss auch das in die Hand nehmen. Sprache wir ge- und besetzt. Sonst machen es andere. Im Krisenmodus gibt es, die Neurowissenschaftler wissen es, zwei Wege: Habituieren oder das Heft in die Hand nehmen. Fight or Flight. Wir nehmen traditionell unsere Hefte in die Hand, unsere Bände.

Des Weiteren: Lange Texte kann man im Krisenmodus kaum lesen. Was hilft? Ein Mantra heilt. Es sind die Gedichte, die das Hirngezitter beruhigen, probieren Sie es aus – Wald und Poesie, so die Erfahrung, bringt das Vegetativum zur Ruhe, das umrissene Gedicht, der Kleintext ist ein Anker in dieser Zeit, in der Aktienkurse zuletzt wieder steigen, während immer mehr Menschen am Virus sterben, was gar nicht mal so logisch ist, oder? Bleiben wir also dran, und fragen wir uns, warum wir ursprünglich mal anfingen mit unserem Kleinverlag, warum wir dem Gedruckten den Vorzug gaben, dem Experimentellen, dem Gedicht? Warum wir das Heft in die Hand nahmen und Geld erstmal sekundär schien. Die Antwort – sie ist nachzulesen, sie ist – zwischen den Zeilen, und sie steht [sic!] wirklich so da …