Unser Fokus liegt auf deutschsprachiger Lyrik der Gegenwart. Daneben setzen wir uns für essayistische und hybride poetische Formen sowie Lyrikübersetzungen ein, ergänzt durch illustrierte Kinderbücher und Kunstbände. Ausgezeichnet mit dem Spitzenpreis beim 1. Deutschen Verlagspreis 2019.
Aus dem Schwedischen von Clara Sondermann, 72 S., HC, 19,90 €, 978-3-937445-99-1
Mein Bruder sagte: Das Vergangene ist ein Übergriff, der niemals aufhört
In meinen Arbeiten verschmelze ich lyrische, politische und konzeptuelle Verfahren. Mich interessiert die Intimität, die gesellschaftliche Ordnungen offenbart. Und, mit den Worten von Adrienne Rich: Art means nothing if it simply decorates the dinner table of the power which holds it hostage.
‒ Athena Farrokhzad
Dieses wichtige Buch legt die kompakte Tektonik frei, die unter den Träumen von Migrant*innen strudelt. Voller Anklage, Liebe, Trauer und Weisheit spricht Athena Farrokhzads Bleiweiß das schwierige Erbe eines Überlebens in der Diaspora an.
— Sueyeun Juliette Lee
Farrokhzads Werk wie auch ihre Person haben eine Resonanz, der man sich schwer entziehen kann.
— Juliana Spahr
112 S., HC, 19,90 €, 978-3-948336-04-2
Ein stiller Frühling
Einer, in dem die Sonne nicht auf Vögel
nicht auf Hornissen – Ein Sommer ohne Zirpen
keine Staubsaugerhummeln, keine Hubschrauberlibellen
keine Heuschrecken auf Moostrampolinen
Baumskelette, die Menschen über Nacht fällten
für fette Feuer aus Wurzelstümpfen
Der Baum ist ein sauberer Baum geworden
Mistel-, pilz-, blattfrei
Sie liebt und hasst nicht
Sie ist ein sauberer Mensch geworden
Alles fällt, das All fällt. Ader
Der Apfel war einer, der fiel. Oblivion
Atlas wurde Gebirg
Wer trägt den Himmel heute?
4 cm entfernt sich der Mond. Jedes Jahr
Sie trägt das Brennholz. Jeden Tag
Es schiefert
Ein erstaunliches, tragweites, enzyklopisches Gedichtbuch, ein wahrer Hirnschmaus, ein gefundenes Fressen für Analyse und Interpretation, nicht zuletzt mit ernstzunehmendem Anspruch auf einen verdienten Platz im Haltbarsten.
‒ Jürgen Brôcan
80 S., HC, 2-farbig, 19,90 €, 978-3-948336-01-1
millionen fl üchtige wörter stehen an
der grenze zu diesem gedicht
die beine in den bauch sich
schlange an der grenze
dunkle wörter, dunkle fremde
suchen nach zufl ucht, wollen hier wohnen
verjaschmakt, betschadort, da warten
mummen von jenseits der pole
’sind welche von ungarn gekommen
zupełnie niedeutschałe słowa
drängen sich hier in die futura
ręce błagają, bebeten die grenzen
deine, deutschyzno moja
Dagmara Kraus folgt den „flüchtigen Wörtern“ in die Fremde, die Ent-heimatung vollzieht sich hier als Ausbruchsbewegung in die Mehr- und Vielsprachigkeit – eine polylinguale Poesie entsteht.
‒ Michael Braun
Ratlos und heftig, virtuos und unsentimental wird hier davon gesprochen. Selbst wer die polnischen oder französischen Wörter nicht versteht, spürt den Druck, unter dem „çatodas“ steht, und die Intensität, mit der es seine Zeitzeugenschaft vermittelt.
‒ Gisela Trahms