Der erste Schritt ist leicht. Das Holz weich, wie Holz nur weich sein kann.
Mein Fuß sinkt ein. Passt sich in die Formen, Kerben hunderter Krallen und Hufen.
Sie alle kamen zuerst aufs Boot; blind für die Not-
Wendigkeit aus der es entstand.
Beim dritten Schritt
splittert sich
Holz in meinen Fuß.
Spaltet sich ab zu ein bisschen Wut. Es ist schließlich nicht unsere Schuld, dass
Mann in Nacktheit Lehm entriet.
Ein sechster Schritt. Es bricht mir s/Stolz die Wirbelsäule.
Markerschütterndes Knacken wirft einen Vogel in die Luft.
Jedes Auge nimmt mich auf.
Oh Noah, mein Noah.
Wie Mann als letzter kam, wird er als letzter stehen.
Irgendwann wird … ach Mann.
Halt aus.
Die Himmel stoßen spitz an meine Schultern. Es stillt noch einmal durch die Welt.
Retardierendes Moment. Dann:
mein schweres Seufzen treibt das Boot vom Land.
Wir sind verbannt.
Wankelmütig wanke ich
einen siebten Schritt.
Und: Ich bete für Gott, dass er sich nicht selbst vergisst.
Oh Kapitän, mein Kapitän.
lassen alles liegen, was nicht atmet und nicht singt
wir wissen gar nicht, wer sie sind
diese Menschen, die unsere Namen tragen
Mädchen mit Ukulelen singen vereint Bob Dylan
hören ihre stolzen Stimmen zwischen Lachen durch die Nächte klingen
wir sind älter geworden, bevor der letzte Ton verklingt
immanent das Uhrenticken, stetiges Zeitvorrücken
in dem Rhythmus unseres Lieds
Wer ist der Junge mit den roten Schuhen
der singend in die Kirche tritt
neologierend sein Schweigen bricht
und Frieden findet in dem Licht
das Straßenbahnen durch die Straßen tragen
Wer sind diese Menschen, die sich tanzend in den Armen liegen
während manche schon fliegen
schauen andere noch zu, andere und du
wer bist du und warum fliegst du noch nicht
über den Rhein und über dich hinaus
Keiner weiß wo wir noch sind
wir verlieren uns im Glanz der Sterne und der Straßenlaterne
die jeden in eine andere Richtung zwingt
personifizieren das Erwachsenwerden
Du läufst blind und spürst den Wind
im Rücken und in deinem Gesicht
doch schnell sehnst du dich
wieder nach den drei Stimmen
die epochal von oben klingen
Alle singen
keiner ist mehr ohne Stimme
2020 wurden die Young Poems von Birgit Kreipe angeleitet. Während vier Workshop-Terminen entstanden junge Poesie und Gespräche über Sprachbilder, Perspektiven und poetische Recherche – teils vor Ort im Haus für Poesie, teils digital.
Projektleitung: Karla Montasser
Die Poetische Bildung des 21. poesiefestival berlin wird freundlich unterstützt von RITTER SPORT.