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hochroth Verlag

hochroth ist ein europäisches Verlagskollektiv mit acht eigenständigen Standorten, die sich vor allem der Publikation von Lyrik widmen. Im Mittelpunkt stehen die intensive Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren, hochwertige Buchgestaltung, die Teilnahme am gegenwärtigen literarischen Leben sowie der internationale Austausch. hochroth-Bücher sind in Handarbeit hergestellte und nummerierte Einzelstücke.

hochroth Berlin

Tony Tcheka: Guinea

Aus dem Portugiesischen und dem Kreol von Niki Graça

Tony Tcheka ist einer der bekanntesten Autoren des jungen westafrikanischen Staates Guinea-Bissau, einer ehemaligen portugiesischen Kolonie. In seinen Gedichten porträtiert er immer wieder seine Landsleute, etwa einen Lebenskünstler, der in den Gassen Lissabons »diasporiert«, oder eine Straßenhändlerin, die im von Armut und den Folgen des Bürgerkrieges gezeichneten Guinea-Bissau trotz allem die Hoffnung nicht verliert. Er schreibt auf Portugiesisch und Kreol. Das Portugiesische macht in seiner Lyrik »die Runde durch die neuen Hüttendörfer Afrikas, fasst dort Fuß, ist einmal Brücke, einmal Schlüssel zu früher vorenthaltenen Räumen …« und das Kreol, »so rein wie der gelesene Buchstabe«, bringt dem lyrischen Ich bei, »den Respekt in den Augen zu lesen«. »Guinea« ist Tony Tchekas erste eigenständige Publikation in Deutschland.

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Dmitri Strozew: staub tanzend

Aus dem Russischen von Andreas Weihe

»ANZEIGE / ich will größe unter allen umständen / bezahle mit blutigen tränen / dringend / mutter heimat« – solche ironischen, konzeptuellen, politisch brisanten »Zeitungstexte« wechseln sich bei Dmitri Strozew mit poetischen, bisweilen metaphysischen Tönen ab. So auch im titelgebenden Gedicht: »mein licht / ich bin dein staub / tanzend«. »Tanzend« – als »poetischen Tanz« bezeichnet übrigens der Dichter seine Leseperformances – erkunden diese Gedichte Themen wie das schwere Erbe des 20. Jahrhunderts, existenzielle Glaubensfragen und die Kritik an der orthodoxen Kirche, aber auch Liebe und Familienbande. Den von einer warmen, umgangssprachlichen Intonation geprägten Gedichten wird Andreas Weihes Nachdichtung wunderbar gerecht. »staub tanzend« ist die erste deutsche Publikation des renommierten weißrussischen Lyrikers.

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Olga Sedakowa: Chinesische Reise

Aus dem Russischen von Hendrik Jackson

Heute ist Olga Sedakowa eine der bekanntesten lyrischen Stimmen in Russland. Den Zyklus »Chinesische Reise« verfasste sie 1986, als sie zum literarischen Underground gehörte und ihre Texte im Samisdat kursierten. Die Dichterin verbrachte ihre Kindheit in China, doch die »Chinesische Reise« bezieht sich kaum auf konkrete Eindrücke aus dieser Zeit. Vielmehr entfalten sich in den achtzehn Gedichten klassische Naturmotive chinesischer Poesie und darstellender Kunst (Mond, Wasser, Widerspiegelung im Wasser, Trauerweiden, Berge) zu philosophischen Methapern, in denen zentrale Fragen der fernöstlichen Spiritualität verhandelt werden: Verzeihen, Loslassen, Liebe, Abschied …
Der Band ist einzeln erhältlich oder in Doppelausgabe im Schuber mit »Drei Essays zu russischer Poesie« von Olga Sedakowa.

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hochroth Bielefeld

Sarah Marie Meinert: Packungsbeilage

Hochroth Bielefeld liebäugelte schon eine Weile damit, junge LyrikerInnen aus der Region Ostwestfalen-Lippe ins Programm aufzunehmen. Es fehlte nur zuvor die passende Verbindung zwischen Schreiberling und Verlag. Dann geschah es aber doch, durch Zufall, mit Autorin Sarah Marie Meinert, die schlicht mit einem guten, eingesandten Manuskript auf sich aufmerksam machte. Meinert studiert außerdem, wie die meisten Mitarbeiter*innen des Verlagsstandorts in der Universität Bielefeld. Ihre Texte sprechen dem Leben aus der Seele. Zwischen Witz und Emotion, Ironie und Ernst beschreiben sie das unmittelbar Alltägliche sprachlich und teils sprachexperimentell. Sarah Marie Meinerts Gedichte fangen zwischen versimpelt und sinnverschnörkelt zumeist kurz gehalten verschiedene Situationen und vor allem Stimmungen der „Tweenager“-Lebensjahre ein.

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András Visky: Julia oder Gespräche über die Liebe

„Kleines Boot auf dem Meer der Träume fliege, schwebe mit uns in eine neue Welt…“
András Visky ist Autor, Dramaturg und Theaterwissenschaftler. In seinem später als Drama konzipierten Gedichtzyklus wird die jüngste Geschichte einer Minderheit im Monolog einer Frau offenbart. Der poetische Text leuchtet lebhaft gegen die trockenen Tatsachen der Geschichte. Visky beschreibt autobiografisch Erlebnisse seiner Familie. Protagonistin Julia erlebt mit ihren sieben Kindern die politische Verfolgung des brutalen Regimes im Rumänien der frühen 60er Jahre. Getrennt von ihrem Mann, einem evangelischen Pastor, verschleppt in ein politisches Gefangenenlager begegnet sie Frau Tod. Die Schrecken von Deportation und Gulag scheinen hinter der Sprache zu verschwinden und sind doch zart gegenwärtig, erinnern, mahnen, appellieren voller Liebe.

ISBN 978-3-903182-61-5

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Susinukke Kosola: .tik. Eine Studie über die Marginalität der Menschlichkeit

Die Menschlichkeit existiert nur am Rande der Gesellschaft. Oder tut sie das? In .tik. Eine Studie über die Marginalität der Menschlichkeit geht Susinukke Kosola genau dieser Frage nach. Die Art und Weise mit der er seine Ergebnisse in Worte fasst, ist voll von Galgenhumor, makaber und emotional und damit selbst höchst menschlich. Zufall? Wohl eher nicht, schließlich hat der Autor finnisch-russischer Herkunft in seinem Debüt eigene, oft negative Erfahrungen verarbeitet. Die bildliche und ausdrucksstarke Sprache der Gedichte lässt die Leserinnen und Leser sich in die Geschichte einfühlen, den Wahnsinn der Welt spüren und flammend mitreißen. Neben der Marginalität der Menschlichkeit nimmt Kosola in seinen Texten auch immer wieder das Gefühl der Verlorenheit und die Suche nach Identität ins Visier.

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hochroth Heidelberg

Nicola Quaß: Nur das Verlorene bleibt

In ihrem Debütband „Nur das Verlorene bleibt“ lässt Nicola Quaß Erinnerungsbruchstücke und Traumwelten aufeinanderprallen. Ein lyrisches Ich wandert mit und ohne Geliebten unter Wolkenscherben mitten im Wald und Schnee.

„Die Gedichte von Nicola Quaß sind gleichermaßen durch eine homogene Grundbefindlichkeit wie auch einen homogenen Stil geprägt, den die Lyrikerin für sich (in ihrem Debütband!) gefunden hat. Und eigentlich, so könnte man sagen, ist das sogar ziemlich mutig: In einer Lyriklandschaft, in der (scheinbare) sprachliche Einfachheit ebenso schnell wie persönlich-emotionale Reflexivität unter Trivialitätsverdacht gerät, genau solche Pole zum Kompass des eigenen Schreibens zu wählen. Dies gelingt Nicola Quaß in ihren Gedichten (…) ausgesprochen authentisch und stilsicher.“
(Stefan Hölscher, Signaturen-Magazin)

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Astrid Lander – Eine überfrorene Sonne | Un sol congelado

Aus dem venezolanischen Spanisch von Katrin Pitz.

Die Gedichte von Astrid Lander erzählen von Dingen, die vorüber sind: Zärtlichkeiten der Kindheit. Normalität in der Stadt. Ein Ich zählt Bäume und gestickte Monogramme durch, gerät dabei aber ans Ende der Zahlwörter. In der Stadt wachsen die Wege zu Länderabständen. Labyrinthische Fallen. Eine Unfreiheit von allen Seiten her. Und trotzdem bleibt ein kleiner Raum für das, was noch kommt. Ohne Konjunktiv sprechen die Gedichte von einer Zukunft. In den Waagschalen schwingt die miserable Situation von Venezuela mit, die manchmal nicht mehr übrig lässt, als sich einzugestehen, dass man nicht mehr weiter kann und auf eine neue Zeit hofft.

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Néstor Mendoza: Sprengkopf

Aus dem venezolanischen Spanisch von Michael Ebmeyer.

Ein Flugkörper tanzt am Himmel, ein großes metallisches Ei. Mit tödlicher Fracht wird es niedergehen über den Menschen, die ahnungslos oder trotzig versuchen, ihr Leben weiterzuführen. Néstor Mendoza, geboren 1985 in Mariara, Venezuela, hat eine kraftvolle, aufwühlende lyrische Sprache für die zähe Katastrophe in seinem Land gefunden. Und mit der Corona-Krise gewinnt das Szenario, das er in seinem Gedichtband „Ojiva“ („Sprengkopf“) entwirft, noch eine andere, unverhoffte und beklemmende Aktualität. Die Pandemie stürzt das verwüstete Venezuela tiefer denn je ins Elend, und Mendozas Lyrik liest sich nun nicht mehr nur wie eine Reflexion über Heimsuchung, Beharrlichkeit und Lebenswillen. Sondern obendrein wie eine düstere Prophezeiung, die entsetzlicherweise eingetreten ist.

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hochroth Leipzig

Yamen Hussein: Siebzehn Minuten

Aus dem Arabischen von Leila Chammaa und Suleman Taufiq.

Der 1984 in Homs geborene Autor und Journalist kam 2014 als Stipendiat des Writers-in-Exile Programms nach München und lebt seit 2017 in Leipzig.
In seinen lakonisch-poetischen Texten blickt er zugleich zurück und nach vorne – in einer knappen Sprache hält er Erinnerungen fest, schreibt über das Weggehen und Nicht-Ankommen, über das ständige Unterwegssein, über Gespräche im Skype, zurückgebliebene Gegenstände, den Duft von Homs, aber über die Ufer der Isar.
»Hier – das heißt, die Socken auf den Stuhl werfen, jeden Tag auf
dieselbe Stelle, und warten auf das, was kommt.«

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Olga Stehílková: Porträts

Edition OstroVers 04. Aus dem Tschechischen von Lena Dorn.
Der erste Gedichtband, den Olga Stehlíková als solchen veröffentlichte, erschien 2014: Týdny (Wochen). Aber da verstehen sie dich schon fast, auch die ohne Plazenta schon beinahe, gib jetzt nicht auf, nach der Wahrheit zu suchen, durch sorgfältiges Verbundensein, Formulieren, Brote schmieren, allen Phrasen und Unverständlichkeiten der hassenswerten Gegenwart zum Trotz. Es ist immerhin die Gegenwart, die wir haben. Da hängen wir dran, an allen vier Ecken.
»errötende liebende im unverschlossenen abteil
wollen erwischt werden
im richtigen moment
wie groß ist die wahrscheinlichkeit
dass der schaffner die fahrkarten nochmal kontrolliert.«

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Natálie Paterová: Ohne Option

Edition OstroVers 06. Aus dem Tschechischen von Martina Lisa

Die junge Dichterin begegnet mit ihrer starken und durchdringenden lyrischen Stimme dem Schmerzhaften in vielerlei Hinsicht. Der Schmerz gab auch den Ton ihres ersten Gedichtbandes an; direkt und ohne Umwege, sparsam mit Worten und doch so präzise wie ein tiefer Messerschnitt.

»Sie flog im Sturzflug
wie ein Vogel auf Beute
dann ist es geplatzt
als knacktest du
die allerletzte Nuss«

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hochroth München

Xoşewîst: Leipzigيّاt

The kunst of knutschfleck, mariposas und die arabische Revolution findet man in den Gedichten von Xoşewîst. Aus deutschen, englischen, hocharabischen, kurdischen und spanischen Wörtern setzen sich die Texte des Dichters und politischen Aktivisten zusammen. Es sind Worte und Erfahrungen der Unterdrückung, der Flucht und des Ankommens. Diese Gedichte sind nicht einfach zu übersetzen – schon gar nicht in nur eine Sprache. Neben jedem Gedicht steht deshalb ein Glossar mit Schlüsselwörtern. Alle Texte wurden auch vom Autor eingelesen und sind via QR-Code und auf der Webseite des Verlages hörbar.
Xoşewîst (ausgesprochen: Khoshewist) wurde 1987 in Hasaka, Syrien, geboren. Sein amtlicher Name ist Abdulaziz Ramadan. Xoşewîst ist Gründer und Geschäftsführer von DOZ e.V. (DOZ International) und lebt in Leipzig.

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Lisa Jeschke: Die Anthologie der Gedichte betrunkener Frauen

„Drumrum gewitterts, seit wir geboren wurden. Regnen tuts nie“, grantlt die in München lebende Autorin Lisa Jeschke. Aber so milde sind die wenigsten Anwürfe in ihrer Anthologie. Jeschkes Texte wettern ekstatisch gegen Politiker*innen, die fragmentierte Gesellschaften durch verbogene Schablonen pressen wollen, gegen Bio-Kapitalisten, gegen den eigenen Körper und das Leben („du bist tot für mich“). Immer fordernd, immer selbstironisch. Teile der Gedichte erschienen zunächst im Englischen (Materials, 2018).

„Lisa Jeschkes Gedichte sind bis in die wechselnden Schriftgrößen hinein Angriffe auf jegliche Systematik – und darin mehr als angemessen für eine Gesellschaft, in der größtmögliche politische Energien auf das Beschwören vermeintlich wahrer schützenswerter Ordnungen verwendet werden.“ Florian Kessler, Lyrik-Empfehlungen 2020.

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Ricarda Kiel: kommt her ihr heinis ich will euch trösten

Das Debüt der Leipziger und Münchner Dichterin Ricarda Kiel ist ein fulminantes: Im Wechsel von erzählenden Gedichten und dreizeiligen Miniaturen spricht hier eine Stimme, die Lässigkeit und existenzielle Fragen mühelos verbindet. Die „zutiefst ehrlichen und eminent aktuellen Prosagedichte“ (Superpaper) entwerfen Szenerien, in denen Fantasie und Alltagsbeobachtungen auf befreiende Weise ununterscheidbar werden. Outfits für die Postapokalypse treffen auf beleidigte Innenkopfvögel, die Blaubeeren suchen wir noch, aber „Pilze / sagste / haste“.
„Ricarda Kiels Gedichte sind angenehm voraussetzungslos. Gedichte, die mich mit offenen Armen empfangen. Sie feiern „was da ist“. Ohne Seitenzahlen. Ohne Zwang. Jedenfalls muss ich wohl ein Heini sein, denn diese Gedichte haben mich getröstet.“ Elke Engelhardt, Fixpoetry

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hochroth Wiesenburg

Geertje Suhr: Herz im Exil

»Diese Gedichte sind wirklich und wahrhaftig gut«, jubelte einst Peter Rühmkorf und attestierte Geertje Suhr, sie schreibe »so intellektuell wie beinah noch unbeleckt, also unschuldig, also einfältig, also poetische Urwahrnehmung, ein ganz sonderbares Gemisch.« Als die Autorin den Else Lasker-Schüler Lyrikpreis 2020 verliehen bekam, folgte die Jury diesem Urteil. Aber wie intellektuell unbeleckt und unschuldig kann eine Autorin sein, die über die Lyrik Heines promoviert hat und seit Jahrzehnten Gedichtbände veröffentlicht?
Der Band »Herz im Exil«, der Texte aus Suhrs Gesamtwerk versammelt, zeigt vielmehr eine Lyrikerin, die Tabus bewusst ignoriert und technische Finessen hinter einer souveränen Sprache verschwinden lässt.

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Frank Baéz: Die Marilyn Monroe Santo Domingos

Aus dem Spanischen von Timo Berger.
Mit lakonischem Humor entwickeln Frank Baéz’ Gedichte aus scheinbar banalen Gedankenspielen kraftvolle Einsichten: So etwa aus der Frage, ob es besser ist, ein DJ oder Dichter zu sein; oder aus der Vorstellung, in der Bibel würde geraucht wie in einem Nouvelle-Vague-Kino. 1978 in Santo Domingo geboren, zählt Frank Baéz in der Dominikanischen Republik zu den wichtigsten Autoren der jüngeren Generation.

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Steffen Brenner: stranger kids

Die 1980er Jahre Vorstadtkindheit, die in Steffen Brenners »stranger kids« lebendig wird, ist nicht nostalgisch und alles andere als rückbezüglich. Sie ist mit Retro-Elementen und Pop-Kultur versetzte Jetztzeit. Vielschichtig werden Tristess und Reiz einer verlorenen Epoche verwoben: Zwischen Supermarkt und Superhelden sirrt – »unrasiert bereits im geiste« – der nicht minder mit Retro-Elementen und Pop-Kultur versetzte Traum vom Ausbruch.

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