Presse

Länderschwerpunkt Kanada beim 21. poesiefestival berlin

Anne Carson und kanadisch-deutscher VERSschmuggel

30.4.2020

Das poesiefestival berlin (5.–11. Juni) realisiert auch in der neuen Form als Online-Festival trotz Corona den Länderschwerpunkt Kanada. Die beiden großen kanadischen Veranstaltungen, die Berliner Rede zur Poesie mit Anne Carson und der kanadisch-deutsche VERSschmuggel, finden statt – wenn auch unter ganz anderen Bedingungen als ursprünglich geplant.

Die weltbekannte kanadische Autorin Anne Carson kann wie alle auswärtigen Beteiligten nicht nach Berlin reisen – kein Grund, die renommierte Berliner Rede zur Poesie abzusagen! Der Autorin wurde per Post ein Mikrofon gesendet, sie zeichnet die Rede auf.

BERLINER REDE ZUR POESIE 2020: Anne Carson
SO 7.6. | Video oder Audio | Premiere 19.30 Uhr
Dreizehn Blickwinkel auf einige Worte
Thirteen Ways of Looking at a Short Talk

Anne Carsons (geboren 1950 in Toronto, Ontario) Rede zur Poesie (der Titel ist eine Anspielung auf Wallace Stevens Gedicht Thirteen Ways of Looking at a Black Bird)besteht aus 13 Kurz- und Kürzestvorträgen. Carson unternimmt poetologische und philosophische Streifzüge, die sie in die Antike und die eigene Kindheit führen. Am Beispiel eines Gedichtfragments, das aus dem Sparta des 7. vorchristlichen Jahrhunderts stammt, zeigt sie, wie aus Fehlern Poesie entstehen kann und wie Metaphern uns lehren, Genuss aus dem Irrtum zu ziehen. Die LeserInnen erfahren einiges über Ovid in seinem Exil, über Hegels Verhältnis zur Grammatik und den Freitod von dessen Schwester Christiane, außerdem über die mythische Qualität von Weißbrot, die körperliche Beschaffenheit von Emus und die Eigenart der Lamas, ihrem Nachwuchs bei der Aufzucht etwas vorzusummen. Nebenbei werden so wichtige Fragen beantwortet wie: Stimmt es tatsächlich, dass die Toten rückwärts laufen? Und: An welcher Stelle des Körpers ließe sich am günstigsten ein dritter Arm platzieren?

Projektleiter: Matthias Kniep

Die Rede wird auf Englisch gehalten, die Übersetzungen liegen auf Deutsch vor.
Deutschlandfunk Kultur sendet am SO 14.6. um 22.03 Uhr einen Mittschnitt.

Dreizehn Blickwinkel auf Einige Worte / Thirteen Ways of Looking at a Short Talk erscheint zur Veranstaltung auf Englisch und Deutsch (übersetzt von Anja Utler) im Wallstein Verlag (13,90 €).

Die Berliner Rede zur Poesie 2020: Anne Carson wird freundlich unterstützt durch die Botschaft von Kanada, Deutschlandfunk Kultur, und Guest of Honor Frankfurter Buchmesse.

Kanadisch-Deutscher VERSschmuggel

Wie organisiert man ein Mammut-Übersetzungsprojekt zwischen Deutschland und Kanada in drei Sprachen während einer weltweiten Pandemie? Der diesjährige VERSschmuggel beweist, dass es auch im virtuellen Raum glückt. 18 AutorInnen und neun SprachmittlerInnen arbeiten in unterschiedlichen Formationen zusammen und übersetzen in zwei der drei Sprachen Französisch, Englisch, Deutsch. Im Ergebnis zeichnen die AutorInnen ihre Lesung auf – im Handy-Hochformat. VERSschmuggel / reVERSible präsentiert die Ergebnisse mit Moderation, Split-Screen und Werkstattgesprächen.

SA 6.6. | Video-Lesungen | Premiere 19.30 Uhr
VERSSCHMUGGEL / REVERSIBLE
Canadian Poetry / Poésie du Québec / Dichtung aus Deutschland

Mit den DichterInnen Martine Audet (CAN), Monique Deland (CAN), Adam Dickinson (CAN), Daniel Falb (DEU), François Guerrette (CAN), Nancy Hünger (DEU), Aisha Sasha John (CAN), Maren Kames (DEU), Natasha Kanapé Fontaine (CAN), Canisia Lubrin (CAN), Tristan Malavoy (CAN), Pierre Nepveu (CAN), Kerstin Preiwuß (DEU), Sandra Ridley (CAN), Lisa Robertson (CAN), Armand Garnet Ruffo (CAN), Levin Westermann (DEU), Ron Winkler (DEU) – Moderation: Karolina Golimowska (DEU) Literaturwissenschaftlerin, Übersetzerin

Im Fokus des diesjährigen VERSschmuggels steht Lyrik aus Kanada und Québec. Sechs DichterInnen aus dem deutschsprachigen Raum treffen auf sechs Französisch und sechs Englisch schreibende kanadische DichterInnen. Sie alle tauchen in die poetisch und kulturell reichen Verse ihres Gegenübers ein. Diese werden mit Hilfe interlinearer Übersetzungen in die jeweils andere Sprache und den kulturellen Kontext „geschmuggelt“. Alle am Projekt beteiligten DichterInnen arbeiten mit den drei Sprachen. Vermittelt wird also nicht nur zwischen den poetischen Welten auf beiden Seiten des Atlantiks, sondern auch innerhalb Kanadas. Die dreisprachige Lesung spiegelt das Arbeitsverfahren und die dafür entworfene „Kette“ der poetischen Stimmen und den so entstandenen Nachdichtungen.

Die Anthologie dazu erscheint im Oktober 2020 und wird gemeinsam von den drei Verlagen Das Wunderhorn, Le Noroît und Book*hug Press herausgegeben.

Unter Mitwirkung der SprachmittlerInnen Irina Bondas, Lydia Dimitrow, Roland Glasser, Anneke Lubkowitz, Alexandre Pateau, Lilian Maria Pithan, Katja Roloff, Raguel Roumer, Joel Scott

Kuration: Rike Bolte, Paul Bélanger, Hazel Millar, Karolina Golimowska
Projektleitung: Karolina Golimowska | Alma Magdalene Knispel (Assistenz)

VERSschmuggel / reVERSible. Canadian Poetry / Poésie du Québec / Dichtung aus Deutschland wird freundlich unterstützt durch die Botschaft von Kanada, die Vertretung der Regierung von Québec in Deutschland, und Guest of Honor Frankfurter Buchmesse.

Das poesiefestival berlin findet seit 2000 statt und ist das größte seiner Art in Europa. Neben dem Buch hat sich die Dichtkunst längst auch andere Präsentationsformen gesucht und experimentiert mit Theater, Performance, Musik, Tanz, Film und digitalen Medien. Das Festival macht Poesie in ihrer ganzen Formenvielfalt erlebbar und zählt bis zu 13.000 BesucherInnen jedes Jahr. Erstmals in seiner 21-jährigen Geschichte findet es 2020 als Online-Festival statt.

Das 21. poesiefestival berlin ist ein Projekt des Hauses für Poesie. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts, der Regierung von Kanada, des Ministère des Relations internationales et de la Francophonie du Québec, der Botschaft von Kanada und der Vertretung der Regierung von Québec in Deutschland, sowie der Bundeszentrale für politische Bildung. Präsentiert von Der Freitag, taz, BÜCHERmagazin, tip Berlin, rbbKultur, ASK HELMUT, iHeartBerlin und Deutschlandfunk Kultur.

FR 5.6.– DO 11.6.2020
21. poesiefestival berlin: Planet P
Online-Edition #planetpgoeson